Outrigger Regatta 2013 – Neubrandenburg

21 September 2013
Administrator

Nach dem Schweden hinter uns lag, machte ich mir eigentlich gar keine Gedanken, wie es mit dem Paddeln weiter gehen sollte, mein Bedarf war eigentlich erst einmal gedeckt. Offensichtlich ging es nicht allen so. Der liebe Torsten hatte mal blitzschnell einen 6er Outrigger in Neubrandenburg am Tollensesee gemeldet. 18 KM standen auf dem Programm. Am Samstag, den 21.09. sollte es soweit sein, Start 14:00 Uhr. Na dann mal los.

Nach ein, zwei Trainingseinheiten auf heimischen Gewässern wurde das Boot plus zwei 2er Outrigger auf einem Drachenboothänger verladen und ab ging es nach Neubrandenburg. Torsten Jung und Martin Mittelstädt plus Familie starteten schon am Freitag mit den Booten. Am Samstag folgten dann Guido Gotzheim und Frau Beatrice, Roman Klatte und ich. Roman und meine Wenigkeit waren wohl etwas zu früh dort, denn der See lag noch im tiefsten Nebel und auch noch im Morgenschlaf. Also sind wir erst einmal ins nächst gelegene Hotel gefahren, direkt am See, und gönnten uns ein lecker Frühstück. Dann trafen wir uns alle auf dem Polizeisportgelände, um die Boote zusammen zu bauen. Wer noch nie einen 6er Ausleger mit den dazugehörigen Ama an ein Boot befestigt hat, sollte es mal machen. Ich kann mich nicht erinnern, irgendwann in meinem Leben so viel Meter „Schnur“ um ein Boot gewickelt zu haben, noch dazu nach einem bestimmten Muster.

Das Einbinden eines Steuerblattes beim Drachenboot ist dagegen ein echtes Vergnügen, obwohl das auch seine Tücken haben kann. Wer bis jetzt aufmerksam gelesen hat, dem ist bestimmt aufgefallen, dass wir erst zu 5. waren, zu Deutsch, wir hatten noch ein Plätzchen zu vergeben. Sebastian Jung hatte leider kurzfristig abgesagt. Torsten hat aber vorgesorgt und hatte Frank Fraszacak, vom 1.OCC und 10. Platzierter im OC1 bei Rund um Scharfenberg, mitgebracht. Nun waren wir komplett. Während wir noch beim Aufbauen waren, wurden auch die anderen Sechser so langsam präsent. Unter anderem ein niegel-nagel-neues Boot, handgefertigt und sehr formschön, die Mannschaft dazu war auch nicht so ganz ohne. Gut bestückt mit Menpower und einer Schlagfrau. Auf jeden Fall etliche gute Paddler aus vergangenen und noch aktiven Zeiten. Das würde wohl bedeuten, heut gibt es ordentlich was auf den „ A….“, Hintern meinte ich.
Der andere Sechser blühte nur so vor jungen und dynamischen Menschen, war aber baugleich mit unserem Boot. Naja, ein guter dritter Platz war uns schon sicher. Das Boot war fertig, wir wechselten schnell das Outfit und ab aufs Wasser zum Einfahren. Der See war aufgeklart und auch die Regatta-Strecke wurde abgesteckt. Der ein oder andere Paddler war auch schon unterwegs und so starteten wir zur gemeinsam Probefahrt, übten noch zweimal die Wende, links wie rechts rum und fuhren zurück in den Heimathafen. An Land wurde noch einmal das Manöver im Falle eines Kenterns besprochen und die Sitzordnung festgelegt. Anschließend hatten wir noch Zeit für Kaffee und ein zweites Frühstück.

Kurz vor 14.00 Uhr stiegen wir ins Boot und fuhren mit den anderen Sechsern zum Startbereich. Offensichtlich hatte das Boot, das mit unserem baugleich war, Probleme beim Steuern. Es kam sehr schwerlich aus dem Hafen und musste ordentlich rangieren. Unser Torsten fuhr einfach raus. Vielleicht lauerte da ja eine Chance auf uns, denn auch dieses Boot musste ja den Rundkurs und damit dreimal pro Runde um irgendwelche Tonnen fahren.

Auf dem Weg zum Start trafen wir Anja Höller und Uwe Reichert. Diese waren mit ihrem Zweier am Start und auch den lieben Gerd Wilde. Dieser startete in der Staffel und war freudig erregt „seinen Sechser“ am Start zu sehen. Wir waren noch mit dem Aufstellen beschäftigt, als schon das Hupsignal für den Start ertönte. Ab ging die wilde Fahrt, um uns herum lauter zweier Outrigger und im Nacken zwei Sechser. Diese waren uns so sehr auf den Versen, dass man sogar hörte, wenn in den anderen Booten der Wechsel angesagt wurde. Torsten, unser Steuermann und Einpeitscher gab alles, von dem dritten Sitzplatz aus wurden auch lautstark die Wechsel angesagt: „hat, hat, ho“ und das alle 20 Schläge. Ordentlich Druck wurde gefordert und so ging es an die erste Kurve. Torsten fuhr echte Kampflinie ohne Rücksicht auf Verluste, da kommt denn doch die Regattaerfahrung zum Tragen. Rum und weiter, 20 kräftige Schläge und dann auf zur nächsten Boje. Auch dort ging es flott rum und ab Richtung Hafen. Rückenwind und Streckenschlag, jetzt wurde auch nur alle 30 Schläge gewechselt.

So langsam verhallten auch die Ansagen von den anderen Sechsern. Nichts mit umdrehen. Torsten war gnadenlos. Verbal trieb er uns nach vorne, was wir dann nur in Muskelkraft umsetzen mussten. „Achtung, fertig machen zur Wende“, kam das Kommando von dem dritten Sitzplatz. Vor der Boje nochmal auf die innen liegende Seite gewechselt und als das Kommando kam, machte Martin auf eins eine V-Lenkung und statischen Ziehschlag (Duffek). Torsten hinten steuerte das Boot extrem nach außen und der Rest paddelte auf der Kurve abgewandten Seite mit deutlicher höherer Frequenz. Als die Boje umrundet war und wir wieder fast gerade waren, kam das nächste Kommando und jeder paddelte für 10 Schläge auf der Seite auf der er vor der Kurve war.
Dann erfolgte der nächste Wechsel und so ging es auf die zweite Runde. Im Augenwinkel konnte man den folgenden Sechser sehen, er war also noch vor der Wende. Also weiter ging es und es galt, den Vorsprung zu halten. Nach der zweiten Runde, sprich Kilometer 12 war der Abstand zu dem nächsten Boot in etwa gleich, wir konnten ackern wie verrückt, die anderen dachten offensichtlich auch nicht ans Aufgeben.

Die letzte Runde auf dem Weg zur ersten Boje machte sich Torsten extrem lautstark bemerkbar: „Mehr Druck“, „Frequenz erhöhen“. Allen war klar, unsere Verfolger wollten auch mal vorne fahren. Zum wiederholten Mal wurde nochmal alles raus geholt. Die Kurve eins und zwei exzellent gemeistert und dann Richtung Ziel. Die letzte Gerade und Torsten klang bestimmend, aber auch beruhigt: „Jetzt fahren wir das Ding nach Hause.“

Und so war es, voll Adrenalin und voller Euphorie fuhren wir unter der Zielglocke durch. Nach einer Minute und 25 Sekunden kam erst der zweite Sechser, der dritte deutlich später ins Ziel. Mit unserm „alten“ Kahn haben wir alle abgekocht. ´Es liegt nicht nur am Werkzeug, sondern auch am Kerl`, hatte mal mein Lehrmeister zu mir gesagt. Zu Deutsch: Was nützt die neuste Technik und das modernste Material, wenn man es nicht ordentlich einsetzen kann

Nach einer Stunde, 28 Minuten und 34 Sekunden waren wir im Ziel und belegten den ersten Platz im OC6.

Danke Torsten, Martin, Guido, Roman und Frank, dass ich mit Euch paddeln durfte. Noch beim Schreiben habe ich eine Gänsehaut.

Euer Achim
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